Der Hahnenberg auf der Paderborner Hochfläche

Geschrieben im November 1996

Nähert man sich von Süden dem Soratfeld bei Lichtenau, kann man die markante Höhenstufe der Paderborner Hochfläche gut erkennen.

Der Hahnenberg gehört zu den höchsten Erhebungen unserer näheren Heimat mit 360,2m über NN.
Ca. 1km nördlich davon befindet sich mit dem Reischlagsberg ein noch höherer Punkt der Hochfläche mit 361,9 m über N.N.
Im Gegensatz zum Reischlagsberg fällt der Hahnenberg jedoch schroff mit 20 % Hangneigung nach Süden und Südosten hin ab.
Zu seinen Füßen liegt das Glasebachtal mit dem gleichnamigen Bach ,auch Schmittwasser genannt und das Dorf Iggenhausen. Ebenso beginnt hier an seinem westlichen Abhang das Mölketal. Es endet östlich von Grundsteinhein im Sauertal. Nach Osten fällt der Hahnenberg zum niedrigeren Kirchberg zwischen Iggenhausen und Herbram hin ab.
Nach Süden und Südosten beträgt der Höhenunterschied zwischen Hochfläche und Tal ca. 90 m. Das Dorf Iggenhausen liegt 270 m über N.N. Der schroffe Südabhang ist von Halbtrockenrasen bewachsen. Schlehen und Wildrosen haben sich angesiedelt. Vereinzelt sind auch andere Büsche anzutreffen.
Der geologische Untergrund besteht aus Turongestein.(Obere Kreide)

Ich möchte nun auf eine Veröffentlichung in der Zeitschrift „Natur und Heimat“ 43. Jahrgang, Heft 2, 1983 Münster (Westf.) zu sprechen kommen.
Frau Michaela Scheideler, Bad Driburg, entdeckte bei Vegetationsuntersuchungen innerhalb ihres Studiums an der Universität-GH-Paderborn am 21. Juni 1982 ein ca. 30 cm hohes Exemplar der bizarren Orchidee Himantoglossum hircinum (Bocks-Riemenzunge) am Steilhang des Hahnenberges.
Wörtlich schreibt sie: „nicht nur die außergewöhnliche Schönheit, sonden auch die Seltenheit in ganz Mitteleuropa machen die Bocks-Riemenzunge zu einer der größten Kostbarkeiten der heimischen Flora. Das Areal dieser Art erstreckt sich vom zentralsubmediterranen Raum (Süditalien) bis in das subatlantische Gebiet (Frankreich ,Süd-und Mittelengland ) und reicht bis nach Rheinland-Pfalz,Baden-Württemberg und Thüringen.
Der nächstgelegene Fundort vom Hahnenberg befindet sich im Werragebiet. Für die nähere Umgebung der Paderborner Hochfläche liegen weder in älteren noch in neueren Floren oder Zusammenstellungen Nachweise der Orchidee vor, so daß es sich hier um einen Neufund handelt ,der das nördlichste Vorkommen Deutschlands darstellt.
Im Raum Paderborn-Höxter lagen die Mitteltemperaturen der Monate März bis Juni 1982 durchschnittlich um 0,6 C höher als entsprechende langjährige Werte, die Niederschlagsmenge war um 10% geringer.
Aufgrund der außergewöhnlichen Hitzeperiode vom 02.06.-05.06., als im Halbtrockenrasen jeden Tag Minima über 15 C und Maxima über 30 C gemessen wurden, betrug die positive Temperaturdifferenz im Blütemonat Juni sogar 1,1 C.
Möglicherweise kommt die wärmebedürftige,submediterrane Orchidee an diesem Standort schon mehrere Jahre vor. gelangte aber erst in dem Jahr mit günstigen Klimabedingungen zur Blüte.
Als weitere seltene Art wächst auf der Halbtrockenrasenfläche ein Exemplar der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera).

Die Riemenzunge ist in der Bundesrepublik Deutschland stark gefährdet und in Nordrhein-Westfalen gar vom Aussterben bedroht.

Der Hahnenberg sollte umgehend als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.Dieses sind wir unserer heimatlichen Landschaft schuldig.

Ich danke der Verfasserin für die wissenschaftliche Untersuchung sowie die Erlaubnis der Veröffentlichung.